Das siebentägige Rezitieren von Ramas göttlichem Namen wurde während der letzten Tage mit großer Freude und Hingabe durchgeführt. Ihr alle habt an diesem besonderen Ereignis teilgenommen. Die Priester, die das siebentägige Fest mit Hingabe und Ernsthaftigkeit gestalteten, und die Redner aus verschiedenen Bereichen, die daran teilnahmen, haben aus diesem Geschehen einen großen Erfolg gemacht. Settygaru [1], der diese Veranstaltung organisierte, hat dafür gesorgt, dass die Priester und Devotees verschiedene Annehmlichkeiten vorfanden, und dadurch alle glücklich gemacht.

 

Das ständige Denken an das Ramayana und das Preisen der Herrlichkeit des göttlichen Namens „Rama“ schenkt allen Glückseligkeit, Frieden und Wohlergehen. Es gibt zwei Wege, sich auf den göttlichen Namen zu besinnen und seine Herrlichkeit zu besingen: Das eine ist die individuelle, das andere die gemeinschaftliche spirituelle Disziplin. Von den beiden ist die kollektive spirituelle Disziplin die bessere. Es war Guru Nanak, der die Praxis des gemeinschaftlichen Singens zum Ruhme des göttlichen Namens eingeführt hat. Tatsächlich reicht das individuelle Rezitieren des göttlichen Namens nicht aus. Wenn Tausende von Menschen zusammenkommen und einstimmig die Herrlichkeit des göttlichen Namens besingen, werden die Gebete von wenigstens einem oder zweien das Göttliche mit Sicherheit bewegen. Deshalb ist es besser, der gemeinschaftlichen Methode zu folgen. Wo immer ihr seid, besingt als Gruppe die Herrlichkeit des göttlichen Namens Rama. Die Kontemplation von Ramas Namen schenkt Frieden und Glück. Es ist eine universelle spirituelle Disziplin.

 

Der Name Rama ist nicht auf eine spezifische Form beschränkt. Er wohnt in jedem Einzelnen als Atmarama. Dem Atman, der sich in jedem Einzelnen befindet, wird der Name Rama gegeben. Deshalb müssen alle, angefangen vom Kind bis zum Erwachsenen, die spirituelle Disziplin der unablässigen Besinnung auf Ramas Namen einhalten. Oft treffen wir sogar Blinde, die an Ramas Namen denken und ständig „Rama, Rama“ sagen. Allein der göttliche Name kann Frieden und Glück schenken. Nichts sonst, nicht einmal Reichtum und Besitz, kann Glück und Frieden bringen. Die ständige Besinnung auf den göttlichen Namen kann alle Sorgen beseitigen.


 

Geboren zu werden ist eine Sorge, auf der Erde zu leben ist eine Sorge, die Welt ist eine Quelle der Sorge, und ebenso der Tod. Alle Handlungen und Schwierigkeiten verursachen Sorgen. Hingabe an Shri Rama ist das Allheilmittel für alle Sorgen.

Besinnt euch deshalb, wann immer ihr euch von Sorgen umgeben seht, auf Ramas göttlichen Namen. Ramas Name lebt seit Äonen im Herzen der Menschen.

 

Im Tetrayuga wünschte sich König Dasharatha von Ayodhya Söhne, um den Fortbestand der Ikshvâku-Dynastie zu sichern. Er veranstaltete eine Opferhandlung namens Putrakâmyeshtiyaga und betete, er möge mit einem Sohn gesegnet werden. König Dasharatha hatte drei Ehefrauen – Kausalya, Sumitra und Kaikeyi. Er hatte bereits durch Kausalya eine Tochter namens Shanta, die er seinem Freund zur Adoption übergab. Diese Tochter ehelichte den Weisen Rishyashringa. Das Putrakâmyeshtiyaga wurde unter der Anleitung dieses Paares durchgeführt. Am Ende des Yagas stieg der Feuergott mit einem Gefäß, welches Payasam (heiligen Pudding) enthielt, aus der heiligen Opferstätte hervor. Er übergab Dasharatha das Gefäß, damit der Pudding gleichermaßen unter seinen drei Ehefrauen aufgeteilt würde. Kausalya und Kaikeyi nahmen freudig ihren Anteil am heiligen Pudding in Empfang und brachten ihn in ihre Andachtsräume. Beide freuten sich, denn sie dachten, der von ihnen zu gebärende Sohn würde Thronfolger von Ayodhya werden. Beider Ansprüche schienen gerechtfertigt, denn Kausalya war die älteste Königin, und Kaikeyis Vater wiederum hatte zurzeit von Kaikeyis Vermählung mit König Dasharatha ein Versprechen erhalten, dass der von ihr geborene Sohn König von Ayodhya werden würde. Entsprechend der Tradition der Ikshvâku-Sippe konnte Dasharatha sein Versprechen nicht brechen.

 

Sumitra jedoch hegte keinen derartigen Wunsch. Sie trug ihre Schale Pudding zur Terrasse und stellte sie auf die Brüstung, während sie ihr Haar in der Sonne trocknete. Sie war in einer nachdenklichen Stimmung und überlegte, dass es nichts brächte, den Pudding zu essen, denn im Gegensatz zu Kausalya und Kaikeyi hatte der von ihr zu gebärende Sohn kein Anrecht auf den Thron. Während sie auf diese Weise über die Zukunft nachsann, stieß ein Adler herab und trug die Schale mit dem heiligen Pudding hinweg. Sie war erschrocken und verstört, denn sie fürchtete die Zurechtweisung ihres Ehemanns wegen ihrer Nachlässigkeit. Sogleich eilte sie hinunter und berichtete Kausalya und Kaikeyi von dem Ereignis. Diese umarmten sie und trösteten sie mit den Worten: „Schwester, warum bist du so verstört? Wir drei sind eins und wir werden unseren Anteil Pudding mit dir teilen.“ Mit diesen Worten brachten sie ihre Schalen, gossen von jeder ihrer Schalen etwas Pudding in eine andere und gaben diese Sumitra. Damals herrschte, im Gegensatz zu heute, vollkommenes Einverständnis unter den Ehefrauen. So hatten all drei Königinnen ihre Schalen mit heiligem Pudding bereit, brachten sie zum Weisen Vasishtha und erhielten seinen Segen. Danach grüßten sie König Dasharatha ehrerbietig und nahmen glücklich den heiligen Pudding zu sich. Alle drei Königinnen wurden schwanger.

 

Zu gegebener Zeit gebar die älteste Königin Kausalya einen bezaubernden Jungen, dem der Name Rama gegeben wurde. Der universale Atman verkörperte sich im Leibe Kausalyas. Er wurde Rama genannt, das bedeutet, derjenige, der alle glücklich macht. Kaikeyi gebar ebenfalls einen Sohn, der Bharata genannt wurde. Sumitra hingegen gebar zwei Söhne, die Lakshmana und Shatrughna genannt wurden. Lakshmana wurde aus dem Anteil Pudding geboren, den Kausalya gegeben hatte, und Shatrughna aus dem Anteil, den Kaikeyi gegeben hatte. Deshalb folgte Lakshmana immer Rama, während Shatrughna Bharata folgte.

 

Sumitras zwei Söhne Lakshmana und Shatrughna weinten unablässig Tag und Nacht, ohne auch nur Essen zu sich zu nehmen. Sumitra konnte das Leid der Kinder nicht aushalten. Sie suchte den Weisen Vasishtha auf und schilderte ihm ihre missliche Lage. Der Weise schloss seine Augen und meditierte eine Weile. Seine yogische Schau befähigte ihn, die Wahrheit zu erkennen, und er erklärte Sumitra: „Weil du von dem heiligen Pudding gegessen hast, den Kausalya dir gab, hast du Lakshmana geboren, der ein Teil von Rama ist. Entsprechend ist Shatrughna aus dem Anteil Pudding geboren, den Kaikeyi dir gab. Also ist er ein Teil von Bharata. Lege Lakshmana an Ramas Seite und Shatrughna an Bharatas, dann werden sie friedlich ruhen.“ Sobald Sumitra das tat, beruhigten sich die Babys. Im Lauf der Jahre wuchsen die vier Brüder glücklich miteinander heran.

 

Nun zurück zu der Geschichte von dem Adler, der die Schale mit heiligem Pudding hochnahm, welche Sumitra, während sie ihr Haar in der Sonne trocknete, auf der Brüstung abgestellt hatte. Der Adler trug die Schale fort und ließ sie an einem Ort zu Boden fallen, wo Anjanadevi in einer bergigen Gegend meditierte. Sie hob die Schale auf und aß glücklich den darin enthaltenen heiligen Pudding. Als Folge davon gebar sie den großen Helden des Ramayana, nämlich Hanuman.

Als Rama und Lakshmana während ihrer Suche nach Sita durch das Rishyamukagebirge streiften, trat Hanuman, auf Anweisung Sugrivas, des Königs der Vanaras, an sie heran. Nachdem Hanuman sich nach dem Ziel ihrer Suche erkundigt hatte, brachte er sie zu Sugriva und stellte sie ihm vor. Er überredete Rama, für ihre Suche nach Sita um Sugrivas Freundschaft und Hilfe zu bitten. Der Eid einer immerwährenden Freundschaft wurde feierlich vor einem rituellen Feuer abgelegt. Dann brachte Sugriva ein in ein Tuch eingehülltes Bündel Juwelen, das Sita aus Ravanas fliegendem Gefährt (pushpakavimâna), welches sie nach Lanka brachte, geworfen hatte. Sugriva legte das Bündel vor Rama hin, damit dieser die Edelsteine als Sitas Eigentum identifiziere. Rama rief Lakshmana an seine Seite und forderte ihn auf, die Edelsteine zu identifizieren. Als Lakshmana die Juwelen erblickte, drückte er seine Unfähigkeit mit folgenden Worten aus: „Oh Rama, ich bitte dich um Verzeihung; ich kenne keine der Juwelen, welche Mutter Sita getragen hat. Ich kann jedoch ihre Fußkettchen identifizieren, da ich mich täglich vor ihren Füßen verneigte, um ihr meine Ehrerbietung zu erweisen.“

 

Als Rama und Sita sich in einer Einsiedelei aufhielten, die Lakshmana in der Panchavatigegend errichtet hatte, nahm eines Tages der Dämon Marica, auf Anweisung Ravanas, die Gestalt eines goldenen Rehs an und begann, in der Umgebung des Ashrams umherzustreifen. Das bezaubernde goldene Reh faszinierte Sita, und sie überredete Rama, es einzufangen und zum Ashram zu bringen, damit sie mit ihm spielen könne. Rama beschloss, entsprechend dem göttlichen Plan, ihre Bitte zu erfüllen; er wies jedoch Lakshmana an, zurückzubleiben und den Ashram und Sita in seiner Abwesenheit vor listigen Dämonen zu schützen. Als Rama das goldene Reh verfolgte, begab dieses sich tief in den Wald hinein. Schließlich hob Rama seinen Bogen und schoss einen tödlichen Pfeil auf das Reh ab. Marica, in der Tarnung des goldenen Rehs, fiel schließlich in seiner wahren Gestalt tot hin. Bevor er jedoch seinen letzten Atemzug tat, rief er, Ramas Stimme nachahmend, in Agonie aus: „Oh Sita, oh Lakshmana!“ Der Schrei erreichte Sitas und Lakshmanas Ohren. Als Sita den Schrei vernahm, flehte sie Lakshmana an, sich sogleich auf die Suche nach Rama zu machen. Lakshmana wies Sita darauf hin, dass keine Gefahr Rama jemals etwas anhaben könne und dies alles der Plan von verschlagenen Dämonen sei. Sita war nicht überzeugt. Sie benutzte sogar scharfe Worte, die Lakshmana verletzten, um ihn zu zwingen, zu Ramas Rettung zu eilen. Selbstverständlich entsprach auch dies dem göttlichen Plan, der sich in der Zukunft entfalten würde. Da Lakshmana keine andere Möglichkeit blieb, willigte er schließlich ein sich auf die Suche nach Rama zu machen. Ehe er den Ashram verließ, zog er jedoch eine Linie um die Einsiedelei und bat Sita, unter keinen Umständen diese Linie zu überschreiten, so lange Rama und er nicht zum Ashram zurückgekehrt seien.

 

Sobald Lakshmana die Einsiedelei auf der Suche nach Rama verlassen hatte, näherte Ravana sich, als Rishi verkleidet, dem Ashram. Er stellte sich vor den Ashram und bat mit den Worten „Oh Mutter, gib mir Essen“ (bhavati bhiksham dehi) um Essen. Als Sita dies hörte, beschloss sie, ihm Essen zu geben. Sie brachte das Essen aus dem Inneren des Ashrams und versuchte, es Ravana zu geben, der hinter der von Lakshmana gezogenen Linie stand. Aber Ravana forderte, Sita solle näher kommen, die von Lakshmana gezogene Linie überschreiten und ihm das Essen reichen. Er tat, als könne er die Qualen des Hungers nicht länger ertragen. Schließlich gab Sita nach und überschritt die von Lakshmana gezogene Linie, um Ravana Almosen zu geben. In diesem Augenblick nahm Ravana seine wahre Gestalt an und entführte sie in seinem Gefährt.

 

Ravana brachte Sita nach Lanka und hielt sie unter einem Baum im Ashokavan gefangen. Dort beklagte Sita ihren unüberlegten Einfall, verrückt nach einem goldenen Reh gewesen zu sein. Sie erkannte die Folgen und jammerte: „Warum kam dieses sündige Tier in die Nähe unserer Einsiedelei? Warum entwickelte ich eine Faszination für das goldene Reh? Warum bat ich Rama, das Reh zu fangen und zu mir zu bringen?“ Was nützte all ihre Reue zu diesem Zeitpunkt? Sie fand sich in Lanka gefangen.

 

Ravana ließ Sita während ihrer Gefangenschaft im Ashokavana durch drei Frauen bewachen. Eine war Sarama, die Ehefrau von Vibhishana, Ravanas jüngerem Bruder. Die anderen beiden waren Ajata und Trijata, Saramas Töchter. Sie waren Sita gegenüber sehr verständnisvoll und versuchten sie aufzumuntern. Sita staunte darüber, dass auch in Lanka solch gute Menschen lebten. Tatsächlich konnte sie durch deren Schutz und trostreiche Worte ihre Drangsal tapfer ertragen. Obwohl Sita in Lanka gefangen war, wagte Ravana es nicht, sie anzufassen. Er wusste, er würde zu Asche werden, wenn er sie ohne ihre Zustimmung berührte. Er flehte sie ständig an, ihn zu akzeptieren. Als Ravana sich so weit erniedrigte, Rama zu verleumden und sie zu bedrohen, pflückte sie, ohne sein Gesicht auch nur anzuschauen, einen Grashalm und warf ihn mit den Worten vor ihn: „Du bist ein gemeiner Kerl. Du bist nicht einmal diesen Grashalm wert. Wie kannst du es wagen, Rama vor mir zu verunglimpfen, du widerlicher und lasterhafter Schurke!“

Sita hatte noch einen anderen Namen, nämlich Vaidehi, das bedeutet „jemand, der keine Anhaftung an den Körper hat“. König Janaka war ihr Ziehvater. Er zog sie liebevoll auf und gab sie Rama zur Frau. Die Geschichte des Ramayana enthält etliche innere und subtile Bedeutungen. Tatsächlich war Sita nicht Ramas Schwester, wie es in manchen Texten dargestellt wird. Wenn sie Ramas Schwester gewesen wäre, wie hätte König Janaka sie ihm dann als Braut geben können? Leider verstehen die Leute diese inneren Bedeutungen nicht.

 

In der Geschichte des Ramayana war Hanuman ein großer Held. In seiner heiligen Mission der Suche nach Sitas Aufenthaltsort, die in Lanka von Ravana gefangen gehalten wurde, führte er eine Armee von Vanaras an. Er war ein sehr intelligenter und treuer Diener Ramas. Er war eine Person mit edlen Eigenschaften und großer physischer Kraft. Was seine edlen Eigenschaften und Stärke angeht, war er unvergleichlich. Tatsächlich wurde im Ramayana ein ganzes Kapitel, nämlich Sundarakanda, der Beschreibung seiner Qualitäten des Kopfes und des Herzens gewidmet. Als er zu seiner heiligen Mission aufbrach, Sita in der Stadt Lanka zu suchen, wurden ihm gewisse Merkmale zur Identifizierung Sitas mitgeteilt. Ihm wurde gesagt, Sita wäre eine Frau voll edler Eigenschaften und göttlicher Schönheit und sie würde nicht mit den Dämonenfrauen verkehren. Er suchte in jedem Winkel Lankas nach Sita, inklusive den inneren Gemächern des Palastes, wo Ravanas Königinnen und die Frauen lebten, die ihnen aufwarteten. Bei seiner Suche stieß er auf Frauen, die, unzureichend bekleidet und von Alkohol und Tanz berauscht, auf ihren Betten lagen. Aber diese obszönen Bilder ließen ihn völlig kalt, denn er konzentrierte sich immer auf Sitas Wesenszüge und ihre Vortrefflichkeit, die Rama ihm zuvor geschildert hatte. Seine extreme geistige Standhaftigkeit in so einer Umgebung zeugt von seinem wahren Zölibatszustand. In dieser Welt sind keine Parallelen zu Rama und seinem edlen Diener Hanuman zu finden. Beide sind einzigartig.

 

Die Jungen sangen gerade einen schönen Bhajan, „Rama Lakshmana Janaki, jai bolo Hanuman ki.“ Als sie diesen Bhajan sangen, nannten sie Hanumans Namen nach einer kurzen Pause, was Hanumans Bedeutung anzeigt. Nur wenn Personen wie Hanuman verehrt und ihren Qualitäten nachgeeifert wird, kann man gute Gedanken, gute Gewohnheiten, gute Eigenschaften und gutes Verhalten entwickeln. Es heißt, das Ziel von Bildung ist Charakter. Allein in Rama und Hanuman ist dieser erhabene Charakter zu finden. Denkt deshalb ständig an Rama und Hanuman und deren edle Eigenschaften. Die unterschiedlichen Namen wie Rama, Krishna, Hanuman, Shiva, Vishnu usw. repräsentieren das eine, alles durchdringende Göttliche. Gott ist Einer, nur die Namen und Formen unterscheiden sich.

 

Gold ist eines, nur die Schmuckstücke sind verschieden. Es gibt viele Religionen, doch Gott ist einer. Es gibt viele verschiedenfarbige Kühe, aber die Milch ist dieselbe.

Entsprechend ist Gott Einer, obwohl er mit verschiedenen Namen und Formen gerufen wird. Wenn verschiedene Leute aufgefordert werden, ihre Namen zu nennen, erwidern sie: „Ich bin Ramaiah“, „Ich bin Lakshmaiah“, „Ich bin Govindappa“ usw. Aber die wahre Antwort sollte lauten: „Ich bin Brahman (aham brahmâsmi).“ Es kann keine anderen Namen geben. Alle sind Verkörperungen des göttlichen Selbst. Der Atman hat keine Eigenschaften. Er ist formlos und eigenschaftslos.

 

Der Atman ist die Verkörperung ewiger Glückseligkeit (nityânanda), höchste Freude schenkend (paramasukhada), absolute Weisheit, jenseits der Gegensatzpaare, ausgedehnt und alldurchdringend wie der Himmel, das im großen Lehrsatz „tat tvam asi“ aufgezeigte Ziel, das Eine ohne ein Zweites, ewig, rein, unwandelbar, der Zeuge aller Funktionen des Intellekts, jenseits aller Befindlichkeiten von Geist und Gemüt und jenseits der drei Grundeigenschaften Reinheit, Leidenschaft und Trägheit.

Streng genommen hat Gott weder Name noch Form, obwohl es heißt,Gott inkarniert in menschlicher Form,. Er hat keine Geburt und keine Eigenschaften. Er ist formlos und eigenschaftslos. Wenn jemand euch fragt: „Wer bist du?“, solltet ihr antworten: „Ich bin Gott.“ Namen wie Ramaiah, Lakshmaiah usw. sind euch nur von euren Eltern nach eurer Geburt gegeben worden. Tatsächlich habt ihr keinen spezifischen Namen. Alle sind Verkörperungen des göttlichen Selbst. Ob ihr die Rolle von Ramaiah oder Krishnaiah spielt, wesensgemäß seid ihr dasselbe Göttliche Selbst. Nur die Rollen sind verschieden. Gott wohnt in jedem menschlichen Wesen – nein, jedes Lebewesen ist die Verkörperung des Atman! Ekatma sarvabhutanantharatma: Der eine Gott wohnt allen Menschen und allen Lebewesen inne. Namen und Formen scheinen verschieden zu sein. Ihr müsst festen Glauben an die Einheit des Göttlichen entwickeln. Wem immer ihr begegnet, grüßt diese Person ehrerbietig. Ihr solltet sogar einen Bettler so grüßen. Der körperlichen Erscheinung nach mag er ein Bettler (beggar) sein, aber als Verkörperung des göttlichen Selbst ist er etwas Größeres (bigger). Entwickelt keinem Individuum gegenüber Hass. Betrachtet niemanden als euren Feind. In Wirklichkeit sind sie alle Widerspiegelungen eures eigenen göttlichen Selbst.

 

Jeder wiederholt „Ich, Ich.“ Jeder behauptet: „Dies ist mein Körper, mein Geist, mein Intellekt, mein Bewusstsein.“ Wer bin dann ich? Dieses Ich ist in seiner Essenz das Göttliche. Dasselbe Ich wird mit verschiedenen Namen bezeichnet. Das Symbol des Christentums, das Kreuz, symbolisiert das Durchkreuzen des individuellen Ego (ahamkâra). Wir sagen: „Ich kam hierher, ich gehe, ich komme“, usw. Was ist dieses Ich? Es repräsentiert das eine göttliche Selbst. Ihr müsst Ekâtmabhâva, das Empfinden des einen göttlichen Selbst, welches das gesamte Universum durchdringt, entwickeln. Das ist wahre Hingabe. Ihr solltet nicht zwischen Ich und Du unterscheiden. Jene, die Selbstverwirklichung erreichen wollen, müssen diese Unterscheidung ablegen. Sie müssen von dem Empfinden von Ich und Mein freiwerden. Wir sind alle eins. Alle sind eins, seid zu jedem gleich. Das ist die Essenz aller Philosophie. Seid glücklich.

 

Übersetzung der vom Aschram herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

  © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.


[1] Garu ist eine Silbe, die als Ehrenzeichen an den Namen angehängt wird, A. d. Ü.